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Samstag, 8. Oktober 2011

Ein rauschendes Fest mit Locas In Love

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Da steht man in dieser großen, dunklen Halle. Es haben sich noch nicht allzu viele Menschen hier zusammengefunden - schließlich ist es eine der letzten Möglichkeiten einen lauen Herbstabend draußen zu genießen. Doch das soll sich bald ändern, La More wissen nämlich zu begeistern. 
Und der Auftritt dieser mysteriösen Band läutet einen Abend ein, der mit einem Shanty Chor (!) und der eigentlichen Band des Abends - Locas In Love - so grandios weiter geht, dass man eigentlich nicht weiß, wie man den 02. Oktober denn nun besser hätte verbringen können. Vielleicht sollte man sich darüber aber erst gar keine Gedanken machen und einfach hinnehmen: dieser Abend war ein Fest. Ein rauschendes. 
La More stehen auf dieser Bühne, zeigen stolz ihre angeklebten Schnurrbärte. Sie begrüßen das Publikum in gebrochenem Englisch mit französischen Akkzent. Im ersten Moment mag man sich fragen, ob diese Menschen denn nun wirklich Franzosen sind. Aber auch nur dann. Schnell versteht man, dass sie eigentlich aus Deutschland kommen, dass sie ihre Blütezeit eigentlich schon hinter sich haben und dies hier ihr allerletztes Konzert ist. Sie spielten ein wenig Punk (Ca plane pour moi von Plastic Bertrand), sangen mal auf Englisch, mal auf Deutsch. Es war wundervoll, ihnen zuzuschauen, wie ihre Schnurrbärte abfielen, ihnen zuzuhören, sowohl ihrer Musik, als auch ihren Ansagen ("You can take the sticks out of your bottom now. You could dance"). Zum Schluss, da kündigten sie noch an, dass ihre Band aber trotzdem weiter bestehen solle. Da wurden schnell vier neue Mitglieder aus dem Publikum auf die Bühne gelockt und eine neu zusammengewürfelte Form von La More beendete das Konzert mit dem wohl wunderbarsten Keyboard-Solo der Welt. Grandios!
Die Begeisterung für La More ist groß, die Luft im Gebäude 9 stickig. Also geht man doch wieder an die frische Luft und wartet auf die eigentliche Band, Locas In Love. Da bauen sich plötzlich einige junge Seemänner auf dem Hof des Gebäude 9 vor und auf den Mülltonnen auf und erklären, sie würden gerne für Locas In Love und ihr Publikum ein paar Lieder zum Besten geben. Schließlich habe man sich vor einem Jahr stilecht auf einer Bootsfahrt kennen gelernt und danach sogar auf Lemming, dem zuletzt veröffentlichten Album der Band, mitgesungen. Und so hörte sich das dann an:


Wie sympathisch und wundervoll diese Seemänner doch sind! Und mit einem "Krabben, Krabben Her!" (Gabba Gabba Hey) Schild marschierten sie ins Gebäude 9, wo dann das Konzert der Locas In Love beginnen sollte. Da hatte man doch schon fast vergessen, warum man eigentlich dort war. Und plötzlich stieg die Freude auf, jetzt noch die Band zu sehen, wegen der man eigentlich da war. Und man fand es ziemlich toll, wie dieser Sonntag Abend bis jetzt gelaufen war.
Locas In Love ist eine der wundervollsten Bands, die es gibt. Ihre Liebe zur Musik, zum Detail und überhaupt ihre Kunst an sich weiß nicht nur zu begeistern, sondern auch zu berühren. Björn Sonnenbergs manchmal etwas abdriftenden, teils chaotischen Ansagen beinhalten einen dermaßen Wahrheitsgehalt, dass sie manchmal mit der Klasse der Locas In Love - Texte konkurrieren können. Die Musik, sie klingt toll, sie ist es auch. Es ist eine Freude, jedem einzelnen dieser Musiker zuzuschauen. Denn sie freuen sich auch, irgendwie. Und spielen zusammen derart wundervoll auf, dass man sich fragt, ob es eigentlich eine bessere deutsche (Live-) Band geben kann. Gibt es sie?
Die Lieder von Lemming, Saurus, What Matters Is The Poem und sogar Winter (einem wundervollen sehr zu empfehlenden Konzeptalbum eben zum Thema Winter) passen so gut zusammen, als wären sie nur für einen Konzertabend wie diesen geschrieben worden.
Konzerte von Locas In Love sind immer ein wenig interaktiv und so war es auch hier: anstatt einen modernen elektronischen Teleprompter zu benutzen, um den Text von vs. Kong referrieren zu können, kam Bandmanager/-freund Benny auf die Bühne und machte den menschlichen Teleprompter. Wurden die Pappschilder nicht mehr gebraucht, warf er sie stilecht ins Publikum. Hatten die Locas an Abenden vorher noch das Problem, die Pappschilder zurückzubekommen ("Wir sind doch auch nur eine arme Band. Außerdem hätten wir nie wieder so schön schreiben können."), so überließen sie sie an diesem Abenddem Publikum. Es war ja schließlich der Tourabschluss und es gab etwas zu feiern. Und auch wenn es keine Schnittchen, keine Bowle, keine Luftballons gab: es war ein Fest. Ein musikalisches Fest, das zu unterhalten wusste und sicherlich lange in Erinnerung bleibt.




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