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Dienstag, 6. September 2011

Show me yours, I'll show you mine - Suzanne Vega "Tom's Diner"

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Wir möchten uns gegenseitig Musikvideos ans Herz legen, in der Hoffnung, dass auch unsere Leser vielleicht das ein oder andere Musikvideo entdecken, das ihnen gefällt und sie bis jetzt noch nicht kannten. Denn oft ist es ja so, dass die mitreißendsten Lobeshymnen für ein Musikvideo entstehen, wenn man jemand anderem näher darlegen möchte, warum gerade dieses Video so wundervoll ist.


Beim letzten Mal empfahl mir Rita das Video zu "Always" von Junip.


Rita! Ich muss dir am Anfang etwas berichten: Es ergab sich letztes Jahr im Hochsommer die Möglichkeit, einem Junip-Konzert gratis beizuwohnen. Leider war der Club unfassbar überhitzt, und dazu kam, dass uns diese Band überhaupt nicht zusagte. So gingen wir nach 3 Liedern. Das ist für einige Menschen in meinem näheren Umfeld schwer nachvollziehbar, weil Junip für sie eine große musikalische Erfüllung sind.

Mit der Musik bin ich bis heute nicht gut Freund, aber es ist wie beim letzten Mal in dieser unseren Serie - zusammen mit dem Video wirkt für mich plötzlich auch die Musik stimmig. Die Geschichte ist gut erzählt, und ich mag es auch wenn ordentlich Soundeffekte im Video zum Einsatz kommen. Nur das Lied hören kann man auch ohne Video. Die beklemmende Situation am Anfang kann ich voll und ganz nachvollziehen...das ist wirklich sehr unangenehm. Man müsste auch Guru sein!

Die Band scheint sich ihrer eigenen Döseligkeit auf der Bühne bewusst zu sein und nimmt es mit Humor. Sowas können nicht viele. Der abschließende Auftritt bringt leider keine Verbesserung, trotz der Unterrichtseinheit mit dieser Johnny Ramone-Inkarnation. Die Leute werden auf jeden Fall gestaunt haben...sie waren bestimmt die ersten, die ihre Luftgitarren nicht mit der Zunge oder einem kleinen Zeh spielten..

So, nun wieder ich. Dieses Mal ist es ziemlich ausgefallen. Warum? Zum einen passiert im Video eigentlich NICHTS. Es gibt nur eine einzige Position, in der Suzanne Vega dort steht. Bewegung wird nur durch den recht zügigen Schnitt erzeugt. Zum anderen handelt es sich um ein A Capella-Stück, und zwar ohne Chorgesänge, DooWoop, Schnippen oder Klatschen. Einfach nur sie und ihre Stimme. Es handelt sich um das Original von 1987. Viel bekannter ist die Version der Band DNA, die das Lied drei Jahre später mit einem eher mäßig passenden 90s-Beat geremixt haben.

Ich finde es mutig, überhaupt ein so reduziertes Stück, was die ganze Aufmerksamkeit vom Zuhörer fordert, auszukoppeln und dann auch noch ein Musikvideo dazu zu veröffentlichen. Man stelle sich das MTV-Programm Ende der 80er vor, und dann plötzlich nur sie, wie sie da am Fenster steht und vor sich hin singt. Leider irritiert das Rauschen bei dem verlinkten Video etwas. Du musst dir die komplette Stille in den Pausen dazu denken.

Inhaltlich passt das Video gut zum Lied. Der Ich-Erzähler bewegt sich nämlich auch nicht, sondern sitzt nur in dem Café und beobachtet seine Umwelt. Er versucht mitten in New York ungestört seinen Kaffee zu trinken und die Zeitung zu lesen, ist aber ständig abgelenkt von der mit ihm interagierenden Umwelt und fühlt sich beobachtet. Als zum Schluss ein selbstreflexiver Gedanke angedeutet wird, der Licht in die Begebenheit bringen könnte, ist das Lied auch schon zu Ende. Ich finde, in seiner ganzen unspektakulären Art ist das Video sehr gewagt und ziemlich einzigartig. Und es zwingt den Zuseher zuzuhören, weil durch die Reduktion auf ein Minimum sämtliche Ablenkung nicht existiert, die sonst zum, ich nenne es mal Dudeleffekt führt. Es taugt also nicht einfach nebenbei zu laufen - man ist entweder genervt oder man hört ihr zu. 

Jetzt im Jahr 2011 - das klassische Musikfernsehen ist tot - könnte endlich wieder mehr gewagt werden. Leider sehe ich wenig bis garnichts davon. Schade schade...

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