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Mittwoch, 30. Januar 2013

Reza - Supermaan

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(French Toast/Microcultures; bereits erschienen)
Der gute Mann da auf dem Plattencover wirkt zwar wie eine Statue, so wie er da im Profil abgelichtet ist. Staubig oder altbacken klingt seine Musik allerdings mal gar nicht. So sind wir froh, dass wir hiermit (wie wir finden, es viel zu selten passiert) einen französischen Künstler nahegelegt bekommen haben, der zwar nicht in seiner Landessprache, sondern auf Englisch singt, der das große französische Talent zu zuckersüßer Popmusik allerdings in keiner Sekunde seines nun auch schon dritten Albums Supermaan verloren hat. Magnifique! wie man da wohl am Besten rufen sollte.

Gut, an der Nachahmung der französischen Lebensfreude versuchen wir uns jetzt auch nicht mehr. Bei dem gerade herrschenden grau-in-grau-Wetter würde es auch nur nach hinten Los gehen. Was stattdessen eher zu betrachten ist, ist die wunderschön unaufgeregte Musik, die die Band Reza um ihren Sänger Reza Hatami auf Supermaan rund um melancholische, manchmal auch leicht ironische Texte verpackt haben. Warum genau das Album eigentlich so heißt, wie es heißt, und warum es so geschrieben wurde - unser investigativer Journalismus brachte uns nicht auf eine Antwort. Vielleicht sollte man aber auch ehrlich genug sein, einzugestehen, dass man es eigentlich gar nicht so genau wissen wollte. Immer dieser Schnickschnack um jegliches Kontextwissen! (Gut, manchmal ist das ja schon spannend. Gerade haben wir uns dem allerdings verweigert.)

Der gute Reza und seine Freude haben auf dem nun im Dezember erschienen Album zehn wirklich schöne Lieder arrangiert, die sich irgendwo in ihrer beinahen Zerbrechlichkeit verlieren und mit seltsamen, elektronisch erzeugten Geräuschen überraschen (Playground) oder auch einmal bestgelaunt und von einer Mandoline entschieden nach vorne getrieben davon erzählen, dass es halt auch weiter geht (Love Goes On). Hach, so eine Leichtigkeit möchte man auch mal an den Tag legen. Vielleicht liegt es ja gerade am grauen Wetter, dass das nicht geht. (Ja, dieses Wetter ist ein entscheidender Faktor gerade im Moment.) Was allerdings fast noch ein Stück weit auffallender ist, ist das von Vorwürfen getriebene Shame On You. Nicht nur ist es fast ein wenig niedlich, wie die eigentlich eher dem Bariton sehr zugeneigte Stimme Reza's hier zum einen ihren französischen Akzent nicht verdecken kann (warum auch!) und gar nicht mehr so ruhig und gelassen wirkt, wie zuvor. Aber nicht etwa, dass das Lied von Vorhaltungen einer verflossenen Liebe oder gemeinen Freunden gewidmet wäre. Nein, wir lernten ja bereits, das Leben und die Liebe gehen auch so weiter. Shame On You ist ein Vorwurf an einen jungen Mann, der nicht in der Lage ist, ein guter Soldat, ein guter Jäger und schon mal gar nicht ein guter Vater zu sein. Und wenn man sich da fragt, warum man einem Menschen denn nicht auch mal Fehler eingestehen kann, wird klar, dass der Vorwurf eigentlich denjenigen gilt, die die Vorwürfe machen:
"Now you’re running out of time / Hurry up / Glancing at your watch / So what? / If you don’t fix the time in your mind / Just take a good look at the truth / And then close your eyes / Sickened with guilt / This is how you’re going to end"
Schwere Kost, in leichte Melodien verpackt. Ist da auch etwa der Protagonist mit dem Sänger gleichzusetzen? Auch wenn nicht - die Situation des beschriebenen Mannes löst Unbehagen aus. Und zeigt die Schwierigkeit auf, alles gleichzeitig zu sein, es allen recht zu machen und dann auch noch mit seinem Gewissen umzugehen. Im letzten Stück Killer wird man gar mit der Figur des Soldaten konfrontiert. Oder zumindest einer Person, die getötet hat, damit nicht umzugehen vermag und sich selbst einzureden versucht, dass es ja schließlich zum Beruf gehöre.

Man kann dieser Band also keine Belanglosigkeit vorwerfen, das wäre ja auch Blödsinn. Stattdessen sollte der gemeine Musikhörer anerkennend nicken und sich denken, dass Reza mit seinen süßen Melodien, die ja doch auf Supermaan überwiegen, mal kurz jeden um den Finger wickeln kann und dabei nicht an Inhalt verliert.

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