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Mittwoch, 9. Januar 2013

Album für Album: The Kinks - Percy Soundtrack (1971)

1 Kommentar :
Ich möchte über die Musik der Kinks schreiben, sitze vor dem Berg an Material und weiß nicht, wie man die ganzen Gedanken dazu in einen gut lesbaren Fließtext verwandelt bekommt. Es gibt zuviel – z.B. die vielen grandiosen Alben aus den 60ern, von dem jedes anders klingt und es oft an wundervollen Ideen übersprudelt. Es gibt diverse theatralisch aufgebaute Konzeptalben aus den 70ern, über Vergänglichkeit, Schule und Star-Dasein, die viel zu selten gewürdigt werden, obwohl sie mitunter fantastisch sind. Da ist noch die Stadionrockphase Ende der 70er, Anfang der 80er und ab Mitte der 80er das durchwachsene, meist ignorierte Spätwerk, welches aber doch ab und an Highlights bietet. Deswegen möchte ich meine Gedanken und Empfehlungen zu den 24 Studioalben einfach in chronologischer Reihenfolge niederschreiben, mit der Hoffnung dass einige LeserInnen den ein oder anderen untergegangenen Schatz für sich entdecken.

Es ist der zweite Versuch einen Filmsoundtrack zu machen. Beim ersten Mal gabs letztendlich keinen Film, aber ein wunderbares Album. Hier gibt es zwar einen Film, dafür aber einen Tiefpunkt der Davies'schen Schaffenskraft. Leider. Ich muss gestehen, ich hab den Film noch nie gesehen, sondern nur Handlung und Kritiken nachgelesen. Davon ausgehend verwundert es mich nicht, dass Ray Davies bei der Premiere das Kino ganz schnell wieder verlassen hat.
Edwin (Bennett), an innocent and shy young man, is hit by a nude man falling from a high-rise building while carrying a chandelier. Edwin's penis is mutilated in the accident and has to be amputated; the falling man is killed.
Edwin becomes the recipient of the world's first penis transplant: he receives the very large, uncircumcised penis of the womanizer killed in the same accident. With his new bit of anatomy (which he names "Percy"), Edwin follows the womanizer's footsteps, meeting all his women friends, before settling happily with the donor's mistreated widow. - Wikipedia zu Percy
So weit, so schlimm, und wer ein schlechtes Drehbuch schreibt, hat auch einen schlechten Soundtrack verdient. 33 Minuten Musik, die wirken, als ob sie ganz schnell zwischendurch irgendwie zusammengestrickt wurden, ohne nennenswerte kreative Eingebung oder wenigstens Hingabe. Damit meine ich nicht nur dass von den dreizehn Liedern sechs instrumental sind. Könnte ja auch gut sein (wobei ich nicht der große Fan von ausgedehnten Instrumentalstücken bin), denn schließlich handelt es sich um einen Filmsoundtrack. Für Filme sind solche Werke sicher hilfreich. Für das Album ist es aber nicht gut, weil diese Lieder allesamt so wirken, als wolle man einfach etwas aufnehmen um die Albumlänge zu füllen. Tiefpunkt ist Lied Nummer zwei, eine Instrumentalversion vom damals taufrischen Megahit 'Lola'. Nee nee, das klingt wie von einem schlechten Alleinunterhalter zusammengeschustert.

Kommen wir zu den Werken mit Text. Da ist es ähnlich – auch die Texte wirken schludrig, wie unfertige Abfallprodukte von guten Kinks-Liedern. 'God's Children' muss man lassen, dass es im Ohr bleibt. Allerdings bräuchte der Text Fußnoten. Nur vom Hören meint man einer zutiefst religiösen Band zuzuhören. Man muss sich an der Stelle vor Augen halten, dass es um eine Komödie über einen transplantierten Penis geht. 'The way love used to be' klingt bei nicht näherem Hinhören mit seinem Streicherarrangement sehr nett, aber auch hier ist der Text einfach platt. Dieses Niveau hatten sie zur damaligen Zeit schon seit vielen Jahren hinter sich gelassen.
An 'Animals in the zoo' gefällt mir das Bild, denn ich weiß auch nicht wer eigentlich wen beobachtet im Zoo. Die Tiere gucken sich ja auch die Menschen an – dabei sieht man sicher allerhand. Die 'I fought the law'-Anleihe (oder aber Bo Diddley, je nachdem) ist nett, wirkt aber in dem Zusammenhang genauso unkreativ wie der Rest. 'Willesden Green' ist immerhin ein besonderes Lied, weil mal nicht einer der Davies-Brüder singt, sondern Bassist John Dalton. Dieses Elvis-mäßige Countryimitat fällt durch seine Skurilität aus der Reihe. Die Idee ist schön, immerhin.

Den Rest des Albums lasse ich lieber unter den Mantel des Vergessens fallen. Immerhin war es nur ein kurzer Tiefpunkt, danach ging es wieder aufwärts.


1 Kommentar :

  1. Stimmt schon, ein Album, mit dem man sicherlich niemals die Kinks vorstellen sollte. Nichtsdestotrotz hat's ein paar skurrile Schmankerl - du hast ja schon einige genannt. Moments und Dreams kann man auch mal anhören. Und für Helga hab' ich eine ausgesprochene Schwäche - die gezupfte akustische Gitarre ist zum Dahinschmelzen.

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