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Sonntag, 29. April 2012

Bedeutsame Momente: Scott Joplin und der Pulitzer Preis

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Quelle: Library of Congress
Der wirkliche Ruhm, der kam für Scott Joplin erst, als er schon nicht mehr lebte. Zuerst erlebte sein Lied The Entertainer in dem Film "Der Clou" 1974 eine Art Wiederauferstehung und prägte den Film maßgebend. Und dann bekam Scott Joplin auch zwei Jahre später posthum den Pulitzer-Preis verliehen. Eine gerechte Ehrung für einen Mann, der nicht nur als großarter Musiker galt, sondern sich auch für afroamerikanische Musik eingesetzt hat. Ein Leben lang.

Ich kannte The Entertainer, ja ich möchte behaupten so ungefähr jeder Mensch auf dieser Welt kennt dieses Lied. Doch als ich dann herausfand, dass das Lied von Scott Joplin, ursprünglich bereits im Jahr 1902, komponiert wurde, kam ich mir ein wenig unwissend vor. Zugleich fand ich es spannend, dass ein Lied, so viele Jahre, nachdem es entstanden ist (in einer Zeit, in der es noch kein Internet, kein Fernsehen und überhaupt keine Medien gab, die in kurzer Zeit ein Stück Musik so verbreiten konnten, wie heute) für einen Film verwendet wird und solche Berümtheit erfährt. Und ich wollte wissen, wer genau dieser Scott Joplin denn eigentlich war.

1886 oder 1887 wurde Scott Joplin in Texas geboren, so genau ist das nicht überliefert. Sein Vater war ein freigelassener Sklave, seine Mutter eine frei geborene Afroamerikanerin. Es waren sicherlich keine einfachen Verhältnisse, in denen er aufwuchs. Dennoch entschloss er sich, Musiker zu werden, vielleicht auch, weil Musik ihm half. Früh wurde er von seiner Mutter musikalisch erzogen, lernte Klavier spielen und sang dazu. Bereits als Jugendlicher hatte er erste Auftritte (im Rotlichtviertel von St. Louis - um die zahlenden Gäste zu unterhalten).
Doch was dabei wahrscheinlich erst einmal unterging, war die Art und Weise, wie Scott Joplin spielte. Seine Art, Marschmusik zu spielen, gab ihr den Namen Ragtime und Scott Joplin sollte später einmal der König eben dieser Musikrichtung sein. Was ihr den Namen gab: Joplin verlangsamte und veränderte den Rhytmus der Marschmusik so sehr, dass es klang, als würde der Marsch stolpern. Manch ein Zuhörer empfand das nicht etwa als künstlerische Verfremdung, sondern bezeichnete seine Art zu spielen als stümperhaft (engl. ragged). Auch wenn einige Kritiker es nicht als eine eigene Kunst ansahen: der Ragtime war die erste musikalische, nun ja, Eigenart der Afroamerikaner. Sie stellte eine eigene Kunstform dar, die auch als Protest verstanden werden konnte: schließlich nahm sie den Marsch aus der Marschmusik!
Um die Jahrhundertwende wurde Ragtime immer beliebter in Amerika und Joplin konnte sogar von seiner Musik leben - er stieg zu einem der berühmtesten Vertreter des Ragtime auf. Schallplatten gab es allerdings noch nicht - er verkaufte seine Musik als Notenhefte. Dies und insbesondere der Verkauf seines Instrumentals Maple Leaf Rag machten ihn zwar nicht zu einem reichen Mann, aber er kam damit aus.

Als Scott Joplin 1916 an Syphilis erkrankte und sich nicht mehr erholt, stirbt er 1917 fast unbemerkt in New York. Der Mann, der wenige Jahre zuvor für seine Art des Klavierspiels gefeiert (wenn auch nicht von allen - manche sahen den Ragtime immer als stümperhafte Kunst an) wurde, war beinahe vergessen worden. So schnell geht das eben. Der Jazz war interessanter geworden und der Kampf Joplins für die Etablierung afroamerikanischer Musik war nur ein kurzweiliger. Und trotzdem hat er etwas erreicht: mit dem Ragtime hat er zumindest für die Dauer der Musik dafür gesorgt, dass die Menschen nun mal eben gleich sind und sich an der Musik erfreuen. Auch wenn die meisten leider nicht verstanden, dass es nun einmal egal ist, ob man schwarz, gelb, grün, blau, pink oder wasauchimmer ist. Jeder kann, darf und soll so sein, wie er ist.

Viele Jahre nach seinem Tod wurde Scott Japlin nun also noch einmal berühmt. Mit The Entertainer als ganz besonderer Filmmusik. Er hat es hoffentlich (von wo auch immer) mitbekommen und war stolz, als seine Leistung für die Musik (und auch für die Menschen) 1976 mit einem Pulitzer Preis ausgezeichnet wurde. Auch wenn er den Preis selbst gar nicht kannte - der wurde nämlich erst ein Jahr nach seinem Tod das erste Mal verliehen.


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