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Freitag, 3. Juni 2011

Michaela Meise - Preis dem Todesüberwinder

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Michaela Meise
Wer auf das Album Preis dem Todesüberwinder von Michaela Meise stößt, kommt vor allem durch Phantom/Ghost (Sie hat im Vorprogramm gespielt), Tocotronic (Chöre auf Kapitulation) oder z.B. Seiten wie Hanseplatte (Das Album wurde dem Indiepublikum ans Herz gelegt) auf sie. Das sind Menschen, die wohl dieser Tage äußerst selten bis garnicht bei kirchlichen Messen anwesend sein dürften. Umso schwerer verdaulich wird für die meisten die Kost sein, die Michaela Meise bietet – auf dem Album sind 7 Kirchenlieder aus dem 16.-19. Jahrhundert zu hören, und zwar nur ihr Gesang mit Akkordeonbegleitung. Keine Ironie, kein Stilbruch. Alles ist so gemeint wie es klingt.

Ich bin zum ersten Mal seit Jahren wieder in den katholischen Gottesdienst gegangen, recht regelmäßig über einen längeren Zeitraum. Und dort wurde ich immer mal wieder überrascht von den Melodien oder Texten. Morgens um neun Uhr in einer kleinen Berliner Kirchengemeinde zu sitzen mit alten oder einsamen Menschen und wir singen gemeinsam  „Nimm hin mein Herz, Herr Jesu Christ, Dein Herz für mich durchstochen ist“, das war manchmal grotesk und manchmal sehr anrührend. Ich habe dann meine Lieblingslieder gesammelt und angefangen, sie zuhause auf dem Akkordeon zu spielen. Davon ist im Laufe der Zeit über die Hälfte rausgefallen und durch andere ersetzt worden. Es war ein längerer Gärungsprozess bis diese Zusammenstellung herauskam. Ich wollte zunächst einfach eine CD aufnehmen und irgendwie selbstorganisiert verkaufen. Recht spontan wurde ich darin unterstützt von Freunden, später wurde daraus die Zusammenarbeit mit Clouds Hill Ltd.
Quelle: mitteschoen.com 

Ich bin durch und durch Heide, war noch nie bei irgendeinem Gottesdienst anwesend und habe im Grunde fast keine Ahnung von Kirchenmusik. Als ich über die Platte im Internet las war ich skeptisch, fand allerdings gefallen am seinerzeit einzigen bei Youtube verfügbaren Lied Preis dem Todesüberwinder, in dem auch Dirk von Lowtzow mitwirkt. Als sie dann vor Phantom/Ghost im April im HBC spielte, war ich einfach nur begeistert und hätte ihr noch Stunden zuhören können. 
Die Werke sind gut ausgesucht und bestechen durch viel Harmonie und lebensbejaende Texte. Ihre wunderbare Stimme und die rudimentäre Begleitung tun ihr Übriges.
Ohne die ablehnende Haltung bezüglich der Jesusverehrung abzulegen, kann man dieses Album einfach als das nehmen was es ist: Es projeziert Sehnsüchte, Hoffnungen und Erwartungen auf eine bestimmte Person. Ob das Jesus ist, oder eine tatsächlich lebende Person, scheint mir gleichgültig. Natürlich gibt es viele Textpassagen, die vor Pathos und Übertreibung nur so triefen, aber ich finde man kann das ganze trotzdem im übertragenden Sinne sehen. Mein Lieblingslied vom Album ist übrigens Morgenstern. (Hier die Noten als PDF für Ambitionierte, die es nachspielen wollen.)

Michaela Meise - Preis dem Todesüberwinder (VÖ 02/2011)
Die Lieder sind allesamt ganz wunderbar und ihre Darbietung durch Michaela Meise wirkt schon ein wenig wie Honig für die Seele.

Im übrigen ist die LP sehr schick aufgemacht und eine CD zur digitalen Weiterverwendung liegt bei.

Wer jetzt mehr über Kirchenmusik erfahren möchte, dem kann ich an dieser Stelle unseren Gastbeitrag Die Kunst der Wiederholung ans Herz legen.



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