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Montag, 11. März 2013

Phantom Buffalo - Tadaloora

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Tadaloora ( VÖ:15.03/Microcultures)
Es mag ein steiler Vergleich sein, weil ihn womöglich nicht alle Menschen verstehen werden, die nicht dieselbe Erfahrung machten, wie die Verfasserin dieses Textes. Trotzdem: was der Film  "Where The Wild Things Are" an phantastischen Geschichten zu erzählen hat, die einfach nicht mehr loslassen, das setzen Phantom Buffalo musikalisch um.

Und nun für all diejenigen, die den Film nicht sahen und auch das Buch niemals gelesen haben - Phantom Buffalo erzählen unfassbar grandiose Geschichten voller Fabelwesen, bunten, verrückten Welten und vor allem von einem Land namens Tadaloora. Das dann doch irgendwie manchmal der realen Welt, in ihren tollen, sowie problematischen Seiten ähnelt. Phantom Buffalo nennen das selbst 'Psych-Pop-Rock'. Wobei psychedelisch wohl am ehesten ihre Geschichten beschreibt. Musikalisch sind die Herren aus Portland (Maine) bei jedem einzelnen Lied so präzise, wie verspielt. 

Wer sich Tadaloora anhört und nicht wenigstens ein bisschen gerührt ist, der sollte sich ernsthafte Gedanken über seine Gefühlswelt machen.

Um noch einmal kurz auf die Selbstbeschreibung von Phantom Buffalo zurückzukommen - solche Worte geben sie auch von sich: "Sci-fi high-fi/low-fi experimental pop rock with country-jazz elements filtered through a moog pedal, on drugs in a dust storm." So viele Bands es geben mag, die diese Beschreibung ihres eigenen künstlerischen Schaffens gut und gerne todernst meinen - wir riechen hier Ironie. Und das ist wundervoll!
Mit eben diesem - zugegebenermaßen an dieser Stelle fast schon inflationär gebrauchten - Wort (wir schreiben ja zumeist aber auch nur über das, was uns gefällt) kann man auch gleich den Einstieg in Tadaloora zu fassen versuchenn. Allein in dem Moment, in dem die Trompete ansetzt, weiß man doch eigentlich schon, dass man jetzt nicht mehr in der eigenen, bekannten Welt zu finden ist, sondern in Tadaloora (von dem es auch eine eigene Landkarte gibt!). Die Bewohner dieses sonderbaren Landes begrüßen uns zudem direkt auf dem Cover des Albums - die Band um Sänger Jonny Balzano Brookes machte sich selbst daran, ihre phantastische Welt zu Papier zu bringen und so nicht nur musikalisch, sondern auch gleich noch visuell die Menschen einzufangen. Man möchte ihnen dafür danken, dass sie zunächst einmal sich selbst und dann auch ihren Zuhörern die Art von Phantasie erhalten haben, wie man sie vielleicht zuletzt als Kind selbst erlebte. Was schon fast wieder traurig ist. Aber nicht verzagen, denn Phantom Buffalo sind ja nun eben angetreten, um uns da aus der Patsche zu helfen. Wie gut ihnen das gelungen ist!

Wovon uns Phantom Buffalo erzählen? Es geht mal um Nebelhörner, deren beinahe bedrohlichen Klängen man zuzuhören glaubt, wenn Gitarre und Schlagzeug so dumpf vor sich hin schlagen und krächzen - doch dann bricht das Lied aus sich selbst aus, wird zu einer Lobeshymne eben dieses Nebelhorns. Denn der Protagonist des Liedes verbindet seine eigene Vergangenheit mit dessen Geräuschen. So spazierte er doch mit seinem Onkel, dachte über Hühner nach, die einfach keine Eier mehr legen wollten und erlebte all die großen und kleinen Einzelheiten des Alltags immer auch unter den für ihn faszinierenden Klängen des Nebelhorns. Kaum hat man als gespannter Zuhörer diese Geschichte verarbeitet, rühren Phantom Buffalo dich schon fast zu Tränen. In Amateur Florist erzählen sie von einem Hasen, der einst tief in den Wäldern lebte und doch so gerne Florist gewesen wäre. Weil ihn aber niemand als solchen respektieren würde, konnte er auch nie beim Floristenwettbewerb mitmachen. Doch die Blumen liebte er so sehr, dass er die Gestecke einfach für sich selbst zurechtmachte.
Es sind eben solche Geschichten, die Tadaloora zu einem ganz wertvollen Album machen. Es ist, als würde es Phantasie konservieren und immer dann, wenn man denkt, die triste Wirklichkeit nimmt überhand, kommen Phantom Buffalo daher und ermutigen dich wieder. Denn ist es nicht auch diese Phantasie und Kreativität, die uns glücklich machen kann, und wenn nicht das, uns wenigstens zeigen kann, was alles möglich ist? All die großen und kleinen Helden, Bösewichte und die wunderschönen Landschaften auf Tadaloora geschaffen werden, sind auch ein ganz klein wenig so wie unsere eigene Welt, nur das wir das selbst nie sehen wollen. Und wenn, dann nur für fünf Sekunden.
Die Melodien, die die sechs Herren dazu nutzen, ihr Tadaloora zu schaffen, könnten passender nicht sein. Hätte das Album an sich nicht schon solch fabelhafte Geschichten zu erzählen - es müsste erst ein Film geschaffen werden, der mit solch einem Soundtrack mithalten könnte. So einfühlsam nähert sich die Band ihren Erzählungen und doch würde nie irgendetwas an diesem Album auch nur ansatzweise zu verspielt oder gar kitschig sein. 

Es ist so stimmig, dass man Phantom Buffalo den 'Stimmigkeitspreis für phantobiastische Melodien in Komibination mit großen Geschichten' verleihen möchte. Das machen wir hiermit. Zudem hätten wir die Bitte, dass sie all den Bands, die uns mit ihren grausig kargen und trostlosen Geschichten, sowie dumpf daherkomponierten Melodien eines Besseren belehren. Allerdings wäre das dann so eine Art 'Zeigefinger-Mentalität', der wir uns hier nicht anschließen wollen. Bessere Idee: hört alle Phantom Buffalo und vergesst, was euch nervt. Seid doch mal wieder so phantasievoll, wie ihr es vielleicht früher einmal wart. Dann ist eh alles gut und die Musik spitze.
Zum Schluss: sollte ich jemals ein Pferd besitzen, es muss Reginald heißen und wird Phantom Buffalo lieben.




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