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Mittwoch, 2. April 2014

Brilliant und fast unbekannt: Pianosaurus

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Aus New York kamen bekanntlich viele bahnbrechende musikalische Ideen, und eine davon ist die der Band Pianosaurus. Sie spielten konsequent nur auf Kinderinstrumenten. Das klingt ansich etwas nerdig, aber nicht unbedingt bahnbrechend. Es ist viel mehr die geniale Umsetzung und seine mysteriöse Geschichte, die das Projekt so interessant machte.

Die Geschichte von Pianosaurus ist die von Band-Mastermind Alex Garvin und MitmusikerInnen in wechselnder Besetzung, unter denen vor allem Stephen Dansiger am Spielzeugschlagzeug und Bianca Miller an Kinderklavieren für den unverwechselbaren Sound sorgten. Anfang der 80er spielten sie sich durch die kleinen Clubs New York, jahrelang ohne Plattenvertrag und Studioaufnahmen. Erst 1985 wurden zwei (heute äußerst schwer zu bekommene) Tapes mit Live-Mitschnitten in Amateurqualität aufgenommen und bei Konzerten verkauft (hier 'Going Downtown' von Live at Speakeasy 1985). 1987 gab es dann tatsächlich richtige Studioaufnahmen und ein Album, Groovy Neighborhood. Es ist der einzige erhältliche Tonträger von Pianosaurus und es ist eine Wonne das Album zu hören. Bedenkt man welch schrottige Kinderinstrumente benutzt wurden, ist es wirklich erstaunlich welche Qualität die Aufnahmen haben. Das zweite wunderbare am Album ist, dass es 3 gelungene Cover und 14 noch viel gelungenere Eigenkompositionen enthält. An Alex Garvin war/ist ein großes Komponistentalent verloren gegangen. Die Harmonien sind wunderbar, und alles wirkt so niedlich, obwohl die Texte nicht immer niedlich sind. Im Großen und Ganzen ist es allerdings ein sehr sehr positiv gestimmtes Album mit vielen Highlights. Ich bleibe oft am Eröffnungsstück 'Thriftshoppin' hängen, dicht gefolgt vom famosen 'Sun will follow' und 'Bubble Gum Music'. Das gelungenste Cover ist 'The Letter'. Das Original bleibt schon tagelang im Kopf hängen, aber in einer Kinderinstrumenten-Version in Kombination mit dieser dünnen, freundlichen Stimme kann man das Lied so schnell nicht vergessen.



Soweit, so toll. Das mysteriöse Ende des Ganzen folgt bei den Aufnahmen zum zweiten Album Back to School. Es war bereits fertig aufgenommen, doch dann schnappt sich im Juli 1988 Alex Garvin die Mastertapes und ward nie wieder gesehen. Bis heute. Ich wünschte jemand würde einen Searching for Sugar Man-mäßigen Film darüber machen. Die wenigen, aber umso begeisterteren Pianosaurus-Fans auf der Welt würden so einiges dafür geben dieses sagenumwobene zweite Album hören zu können. Es ist sozusagen der heilige Pianosaurus-Gral. Man sagt es sei noch etwas professioneller produziert worden und ein besseres Gesamtwerk gewesen als Groovy Neighborhood. Das einzige hörbare Indiz dafür ist das Titelstück 'Back to School', welches es tatsächlich als Bestandteil des Soundtracks zum Film New York Stories an die Öffentlichkeit geschafft hat. Es klingt toll und umso mieser ist es, den Rest nicht hören zu können. Die Band hat in dem Film übrigens einen Gastauftritt (der um die 5 Sekunden dauert).



Danach verliert sich die Spur von Alex Garvin und Pianosaurus, und uns bleibt quantitativ sehr wenig Material, welches aber vielleicht auch wegen seiner Geschichte so spannend ist. Lohnenswert ist dieses Album allemal, und wer weiß, vielleicht taucht das ominöse zweite Album doch noch irgendwann einmal auf.


Zum Abschluss ein adäquates Cover von 'Sun will follow':

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