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Freitag, 11. April 2014

Musik und Nebenwirkungen: Der Zauber der Neuentdeckung

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Wir Musikbegeisterte sind immer auch Suchende. Das driftet oft in Nerdtum ab, aber ich möchte dafür plädieren neben dem ganzen Insiderkram die Augen, oder besser gesagt die Ohren immer offen zu halten. Das ist garnicht so einfach, und scheint mir mit zunehmendem Lebensalter tendenziell schwieriger zu werden.

Menschen, die sich für Musik interessieren, fokussieren oft ein bestimmtes Genre und versuchen dann darin alles zu entdecken und werden Fachidioten. (Idiot ist an dieser Stelle ausnahmsweise so liebevoll wie möglich gemeint). Wenn einen etwas ganz ganz doll interessiert ist das ganz natürlich, und man kennt nicht nur die tollsten Lieder, sondern irgendwann auch die Schuhgröße des Bassisten. Mir geht es mit einzelnen Bands ähnlich, aber mir blieb die Beschränkung auf ein 'Genre' (oder gar 'Subgenre') immer ein Mysterium. Klar kann ich sagen wir mal 2-Tone-Ska total toll finden, aber die kompositorische Vielfalt hält sich in engen Grenzen (sonst wäre es ja auch kein so klar abgestecktes Genre). Wird das nicht irgendwann langweilig? (Das ist selbstverständlich wieder ganz liebevoll gemeint, liebe 2-Tone-Ska-FanatikerInnen.)

Ich habe seit frühester Jugend schon soviele 'Phasen' durch (man kennt das), und alle haben miteinander gemeinsam, dass der Moment der Neuentdeckung magisch ist und man ALLES in sich aufnehmen muss und flux zum größten (und manchmal nervigsten) Nerd mutiert. Nur dann kam bisher immer der Punkt, an dem es nicht mehr so interessant war die Sachen ständig zu hören, und durch äußere Einflüsse (oder Verweise durch die Musik, die man gerade durchmacht) tauchen plötzlich wieder ganz neue, fantastische, unbekannte Welten auf. Soweit dürfte das sehr vielen Menschen sehr bekannt vorkommen.

Die großartigen Neuentdeckungen haben bei mir bis heute nicht aufgehört, aber die Frequenz wird geringer. Das macht mir etwas Sorgen, denn es kann nicht daran liegen dass ich schon das Beste kenne. Es gibt viel mehr großartige Musik in der Welt als man auch nur in 10 Leben hören könnte. Ich merke vielmehr, dass das Entdecken eine gewisse Routine bekommen hat, und die mutmaßlich neuen musikalischen Ideen im Angesicht der immer größer gewordenen Vergleichsmöglichkeiten oft garnicht so revolutionär neu oder einzigartig erscheinen. Trotzdem, den Zauber der Neuentdeckung konnte mir die Routine noch nicht nehmen, und ich hoffe das bleibt so.

Zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass von jeder Phase – möge man das gros der jeweiligen Musik heute eher nicht mehr interessant finden – IMMER irgendetwas hängengeblieben ist, was ich auch heute noch gut finde. Deutschpunk ist schon vor Ewigkeiten meinen Hörgewohnheiten abhanden gekommen und findet heimisch nicht mehr statt, aber 'Ausflug mit Franziska' von Razzia ist bis heute etwas, was ich gut finde. Mit allen anderen frühen Phasen verhält es sich ähnlich, und ich denke mit jeder Neuentdeckung wird mein Leben in musikalischer Hinsicht nachhaltig geprägt, und irgendwas bleibt immer. Mal mehr, mal weniger, und vielleicht gibt es sogar die ewige Liebe in musikalischer Hinsicht. Ich hoffe es, aber sie soll mich nicht von den zahlreichen anderen Liebschaften abhalten.



Mein erster Kontakt mit den Eels, damals im Kino. Hach. Hach hach...


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