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Donnerstag, 15. August 2013

Tante Pop, OMP und das Haldern Pop Festival 2013

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Wache Festivabesucher zur Mittagszeit / ©Haldern Pop Festival
Das Haldern Pop Festival ist eine Reise wert, soviel wusste ich schon vorher aus erster Hand von vielen Menschen mit vertrauenswürdigem Musik- und Festivalgeschmack. Da lag es nahe einfach mal sich mit dem Orchestre Miniature in the Park zu bewerben, und siehe da, wir stießen auf offene Ohren. Knapp ein Jahr später bewegen sich diverse Fahrzeuge (allerdings keine Luftkissenboote) von Berlin gen tiefen Westen. Das Wetter ist bestens, die Bands vielversprechend, die Vorfreude ungefähr auf Erstes-Date-Niveau. Mein Bus kam Donnerstag spät abends an, und wir huschten noch schnell zu John Grant, passend zu seinem GMF-Hit. Rita ist natürlich schon lange da, sie weiß ja schon was sie ansonsten verpassen würde. Der Donnerstag hat aber für uns kein allzu hohes Exzesspotential mehr, sodass die Rumtreiberei für mich ein frühes Ende findet. Rita macht mysteriöse Sachen, wie immer.



Freitag, frisch, fröhlich und frei (aber sicherlich nicht fromm) beginnt der Tag, und mit ihm Auskostung der Künstlerprivilegien, was sich einerseits gegenüber dem gemeinen Eintrittzahlenden schäbig anfühlt, aber einfach so verdammt praktisch ist. Wir, ein paar OMPies, lassen uns in morgendlicher Trägheit erstmal zum Ben Caplan-Auftritt kutschieren. Geiler Typ, aber auch das Publikum fällt direkt durch seine ungemeine Begeisterungs- und Leidensfähigkeit auf. Eng gequetscht wird der Herr Caplan von denen, die es in die Pop Bar geschafft haben, verdientermaßen gefeiert. Das reicht auch erstmal wieder an Konzertaction. Erstmal Mittagessen (woah), und dann den See anschauen. Im Künstlergehege kann man Künstler in freier Wildbahn beobachten. Die meisten beim Haldern anwesenden kannte ich leider garnicht visuell, aber z.b. Ja, Paniks und Goldies essen sogar dasselbe Essen wie normalsterbliche Menschen. Es ist desillusionierend. Sei es drum, genau jene spielten dann auch schon bald. Der Ja, Panik-Auftritt war eher so medium, ich hatte zwischendurch Angst sie würden durch das viele Sonnenlicht zu Staub zerfallen. Die Goldies sind für mich sowieso über jeden Zweifel erhaben. Sie präsentierten ein kleines Hit-Potpourri inkl. zwei neuer Lieder. Eines davon gewinnt schon jetzt den zweiten Preis für Liedtitel des Jahres: 'Typ, Lederjacke, in der Ecke stehend'. Ich fands gut, sie eher nicht so, aber ich hab mehr Ahnung von Musik als die, deswegen hab ich recht. So.

Zwei Bands, das waren schon wieder soviele Eindrücke, da heißt es erstmal wieder Müßiggang, dann OMP-Probe auf dem Zeltplatz (mit dem dezenten Hinweis des Nachbarn doch bitte Nachts leise zu sein), und schon spielen die Villagers auf. Naja, ist nicht so meins, aber den Leuten hat es gefallen. Dafür kam danach Sophie Hunger, und vielleicht war es die eher verhaltende Erwartungshaltung meinerseits, aber sie hat mich äußerst positiv überrascht. Ihr Set war abwechslungsreich, sie selbst sehr unterhaltsam und die Verbindung zum Publikum recht positiv, so gut es eben auf einer großen Bühne mit breitem Graben geht. Es folgt verlorenes Rumstreunen und der Versuch sämtliche Sinalco-Vorräte Backstage leer zu trinken. Zu These New Puritans kam ich nicht mehr ins Zelt, aber eigentlich hab ich eh auf Owen Pallett gewartet. Sein Auftritt war wie zu erwarten grandios und auf jeden Fall eines der Highlights des Festivals. Auf Metz und die Wodka getränkte Aftershow-Backstageparty hab ich aus professionellen (haha) Gründen verzichtet, wir sollten ja mit dem OMP um 10.30Uhr in Rees auf dem Marktplatz spielen, eine sehr unrocknrollige Zeit, aber man kann sich einfach vorstellen es sei der letzte Act des Tages, schon wieder bei Sonnenlicht. Die ReeserInnen (?) samt Sheriff fanden offensichtlich Gefallen daran, und es war sehr viel besser als die Uhrzeit versprach. Nach einer schnellen Sightseeing-Tour durch Rees geht’s direkt zum Halderner Marktplatz, auf dem eine große Traube Menschen auf uns wartete (oder auf Death Letters, aber die können nichts). Der Auftritt ist mit 'Erfolg' zu milde umschrieben. So wie einst Leute in Woodstock waren und ihren Enkelkindern davon berichten, so werden um 2050 einige Rentner vom OMP-Auftritt auf dem Halderner Marktplatz mit glasigen Augen schwärmen.

Danach war natürlich wieder Essen und Entspannung angesagt. Leider habe ich deswegen Buke & Gase und Ebbot Lundberg, und später DakhaBrakha verpasst, das muss an anderer Stelle mal nachgeholt werden. Wen ich nicht verpasst habe ist Kettcar. Mir geht es die Band betreffend wie vielen meiner Altersklasse. Früher fand ich die mal wirklich gut, aber dann wurden sie doch sehr langweilig und uninteressant. Ohne Erwartungen ging ich zum Auftritt, und ich gestehe, ich fands schön. Fast nur die Kettcar-Hits, von denen man die ganzen Texte kennt, und sogar Marcus Wiebusch mit relativ unterhaltsamen und lustigen Ansagen. Ich war wirklich überrascht und habe mich gefreut, aber jetzt können sie sich auch auflösen.

Das dritte OMP-Konzert des Tages stand an, gegen den Soundcheck der von mir sehr gemochten Alabama Shakes, aber in dem Fall kann es nur einen geben.
„Alabama Shakes werden gerade von einem Kinderinstrumente-Orchester so an die Wand gespielt! Bester Haldernmoment!“ - Facebook
Es war ein voller Erfolg, mit vielen glücklichen Gesichtern und diversen Zugaben. Zum Auskosten blieb keine Zeit, schließlich spielten ja die Alabama Shakes. Großartig. Diese Stimme und diese sympathische Art. Das waren wirklich viele Highlights in kurzer Zeit. Ich hab dann leider Denis Jones verpasst. Der kann zwar nicht Fußball spielen und hätte hinterm Spiegelzelt beinahe alles in Schutt und Asche gelegt – Rita und ich hatten pures Glück den Ball nicht auf die Nase zu bekommen, aber sonst soll der ja sehr gut sein, hab ich gehört. Vielleicht gibts auch bei ihm mal eine andere Gelegenheit. Glen Hansard war nicht so meins, aber das wusste ich schon vorher. Es war trotzdem ganz nett anzuschauen wie ihm dermaßen viele Menschen verfallen sind.

Die einzige Enttäuschung war Regina Spektor. Ich mag ihre Stimme und ihr Talent, aber dieser divamäßige Auftritt samt namenloser Mietmusiker lässt sie wirklich unsympathisch erscheinen. Es wirkte alles zu perfekt einstudiert und distanziert. Schade, sowas muss wirklich nicht sein. Von Efterklang und Käptn Peng habe ich nur ein klein bisschen gesehen. Die Begeisterung für beide kann ich (noch) nicht so ganz teilen, aber Käptn Peng werde ich nochmal eine Chance geben. Danach folgte eine Wodkaorgie im Backstagebereich, und die Tatsache dass ich mich daran erinnern kann zeugt von einer gewissen Distanziertheit. Wir haben mittendrin mit dem OMP noch ein Minikonzert gegeben. Es war künstlerisch fragwürdig, aber eigentlich ganz lustig und bei 'Who loves the sun' hat Ebbot Lundberg lautstark einen Gesangsbeitrag geleistet.

Das war das Haldern Pop 2013 für mich. Rita habe ich leider sehr wenig gesehen, was den ganzen sozialen Ablenkungen geschuldet war. Das Haldern sollte eine Woche dauern, dann ist auch genug Zeit um mit allen lieben Menschen dort die Landluft und die Sternschnuppen zu genießen.


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