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Sonntag, 12. September 2010

Stars im Luxor

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Stars ©Norman Wong
Vor kurzem berichteten wir Euch ja davon, wie das neue Album von Stars so geworden ist. Und womit sie sich zur Zeit beschäftigen. Mit Geistern der Vergangenheit, die einfach nicht loslassen, immer wieder auftauchen und auch ständiger Begleiter werden können. Und dass sich die Dame und die Herren aus Kanada nun immer noch mit diesem Thema beschäftigen, war bei ihrem Konzert im ausverkauften Luxor in der vergangenen Woche von der ersten bis zur letzten Minute zu spüren.
Ein Konzert der Stars ist wie eine Therapie-Sitzung. Doch nicht nur für den Besucher, vor allem auch Torquil Campbell und Amy Millan scheinen ihre eigene Musik dazu zu nutzen, einfach mal die Gefühle herauszulassen. Es ist nicht kitschig, wenn sie die Bühne mit Rosen schmücken und immer wieder Rosenblätter wie mit einer imaginären Konfetti-Maschine in der Menge verstreuen. Es tut gut. Denn zu welch anderen Band könnte diese Geste besser passen?

So etwas wie ein Wechselbad der Gefühle lösen Campbell (Gesang), Millan (Gesang, Gitarre), Chris Seligman (Keyboard), Pat McGee (Schlagzeug) und Evan Cranley (Gitarre) da aus. Nicht nur, weil sie Lieder fast all ihrer bis jetzt veröffentlichten Studioalben spielen. Kommt Torquil Campbell noch als der unnahbare Mann mit der großen Sonnenbrille auf die Bühne, ist er bald ein von allen Emotionen gezeichnetes Wesen. Man hat fast Angst, dieser Mann könnte die Nerven verlieren. Er brüllt, er lacht, er ist sarkastisch. Und manchmal, da ist er kurz davor zu weinen. Und dann diese Aussagen. “We’re all gonna be ok. I hope we’re all gonna be ok.” Wenn er dann hinzufügt, er könne so unglaublich viel erzählen, aber sollte es doch besser sein lassen, erahnt man nur, was dieser Mann eigentlich noch zu sagen hat. Take Me To The Riot lässt ihn daraufhin jegliche Fassung verlieren. Er tänzelt über die Bühne, sucht die Nähe zum Publikum. Plötzlich steht er auf einer Box, greift nach den Zuschauern, schaut sie an mit einem durchdringenden Blick, als wolle er sicher gehen, dass seine Nachricht auch wirklich ankommt. Und es ist die geballte Wand aus Musik, Gesten und Emotionen, die den Raum plötzlich verschmelzen lässt. Ist dieses Lied dann auf einmal vorbei, lässt einen diese Erfahrung verwirrt und durchgeschüttelt zurück.
Doch bevor man sich Gedanken darüber machen kann, was genau da jetzt passiert ist, weiß man schon, dass es ein ganz unglaublich tiefgreifender Moment war, dem man mit Worten so oder so nicht gerecht werden kann.

Das Zusammenspiel zwischen Amy Millan und Campbell während der Songs lässt sich in etwa wie eine Romanze beschreiben, die die beiden gerade in einem Theaterstück aufführen. Aber nicht nur die Romanze, auch das Drama, die Komödie und jegliche andere Form des Theaters beherrschen die beiden perfekt. Ohne dabei selbst von ihren eigenen Empfindungen Abstand zu nehmen. Denn auch Millan scheint diese Musik zu brauchen. Sie geht völlig darin auf und das hört man in ihrer Stimme und sieht man in ihrem Gesicht. Selbst wenn sie eine Träne vergießt, kommt sie gar nicht erst auf die Idee, dies zu verstecken.

Die Lieder des letzten Studioalbums, Five Ghosts, werden dabei die perfekte Vertonung dieser Theaterstücke, die Stars aufführen. He Dreams He’s Awake ist wie gemacht für ein solches Drama à la Stars. Und so ist es zwar schade, doch nicht verwerflich, dass sie kaum Lieder von In Our Bedroom After The War spielen. Denn das war ja wieder ein ganz anderes Gefühl. Dass sie trotzdem Lieder wie Your Ex-Lover is Dead, Ageless Beauty oder Calendar Girl spielen, hat nichts mit der Tatsache zu tun, dass dies wohl ihre besten Lieder sind. Stars hören einfach auf ihre Gefühle. Und da sollten sie sich nie irren lassen. Es macht sie so authentisch. Und liebenswert.

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