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Dienstag, 24. August 2010

The Arcade Fire - The Suburbs

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Mit The Suburbs haben Arcade Fire zu sich selbst gefunden. Und nicht nur das: sowohl in Amerika, als auch in Europa landeten sie mit Album und gleichnamiger Single in den Top-Ten-Listen, sind gefragt wie noch nie und werden gefeiert, als hätten sie die Musik neu erfunden. Das haben die Damen und Herren aus Montréal zwar vielleicht nicht, doch in diesem ganzen Jubel-Trubel geht manchmal unter, dass sie auf The Suburbs die Tristesse und die Zwiespältigkeit der Vorstadt so unglaublich ehrlich auf den Punkt bringen.
Es ist bezeichnend, dass dieses Album nicht nur The Suburbs heißt, sondern die erste Single gleichzeitig der Titeltrack und der erste Song auf dem Album ist. Und auch der letzte, in gewisser Weise. Denn wie sonst, als auf diese Art, sollten man eindringlich genug ausdrücken, wie eine Vorstadt erdrückend, traurig und doch zugleich so prägend und in seltenen Momenten sogar schön sein kann. Wo sonst erlebt man all diese Dinge, wenn man in einer Vorstadt oder auf dem Dorf aufwächst? Die erste Autofahrt, die Spiele im Garten oder auf dem Feld und auch diese unglaublich präsente Langweile? Und dann wiederum diese Schönheit, die so eine Vorstadt auf den ersten Blick ausstrahlen mag. Wie man sich doch wünscht, seinen Nachkommen diese Schönheit zu zeigen und sie für sie zu bewahren, bevor da all diese Langeweile, diese teils schon an Verrücktheit grenzenden Emotionen, die in manchen Menschen aufkommen, das Leben beeinflussen. Arcade Fire haben sich ein kleines Denkmal gesetzt, ohne dabei ihre Wurzeln zu vergessen, ohne dabei zwingend auf die Vorgänger-Alben zurückzugreifen.
Glaubt man Win Butler, so war The Suburbs anfänglich gar nicht als Konzeptalbum gedacht. Doch als er seiner Frau Régine Chassagne – ebenfalls Mitglied bei Arcade Fire – in der Zeit zwischen dem letzten Album Neon Bible und The Suburbs seine Heimat zeigt (ursprünglich kommen er und sein Bruder Will aus Texas), kommen da all diese Gedanken, Gefühle und Erinnerungen hoch. “Zum Glück!” möchte man da rufen. Denn wo einem selbst die Worte fehlen, um die Tage seiner Jugend, der prägendsten Zeit im Leben, zu finden, da ist Win Butler das Sprachrohr. Er zeigt Dinge auf, die so nah vor einem liegen und doch nicht gesehen werden.

Ein Beispiel dafür ist Modern Man. Wo sonst all die Instrumente dieses schon fast kleinen Orchesters die Stimme von Win Butler einbetten, beinahe übertönen, ist in Modern Man sein Gesang im Vordergrund, die Musik eher eine Begleiterscheinung. Und dann singt dieser Mann Dinge wie “So I wait in line, I’m a modern man. And the people behind me, they can’t understand. Makes me feel like something don’t feel right. Like a record that’s skipping I’m a modern man. And the clock keeps ticking I’m a modern man.” Dieser Zwiespalt zwischen all den Traditionen und Konventionen. Zwischen den Vorstellungen, die man selbst vom Leben hat (oder vielleicht auch nicht) und die Vorstellung, die jemand anders von genau diesem gleichen Leben hat. Nur das es halt eben nicht seins ist. Diese Schwierigkeit, den richtigen Weg zu finden, ohne sich dann im Nachhinein Vorwürfe zu machen, etwas Falsches getan zu haben. “In my dream I was almost there. And you pulled me aside and said you’re going nowhere. They say we are the chosen few but we’re wasted. And that’s why we’re still waiting on a number from the modern man. Maybe when you’re older you will understand why you don’t feel right. Why you can’t sleep at night now.”

Musikalisch bewegen sich Arcade Fire irgendwo zwischen ihrem ersten Album Funeral und auch Neon Bible. Folkige Elemente (Suburban War) treffen auf Disko-Beats (Half Light II (No Celebration)) und dann wiederum zeigen sich Arcade Fire unbekannt schmutzig, ja fast schon roh (Month of May). Wo ihre Musik doch eigentlich so unglaublich melodiös ist und in ganz wunderbaren Noise Freakouts enden kann. Aber nicht enden muss.

Es ist gerechtfertigt, dass Arcade Fire gefeiert werden. Sie haben es verdient. Doch sollte bei dieser Jubelei bitte nicht vergessen werden, worüber die jungen Damen und Herren eigentlich so singen. Denn diese Tristesse einer Vorstadt kann schon ganz schön schlimm sein. Sie ist aber halt auch nunmal prägend. Für sehr viele Menschen. Und es ist wünschenswert, dass genau diese Menschen dieses Album hören. Danach könnten sie sich verstanden fühlen. Und ein Album gefunden haben, dass das eigene Sprachrohr ist. Das wäre schön.

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