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Dienstag, 3. Januar 2017

Dokuzeit - Beat im Pott

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Beat-Musik, dat is doch wat Unmöglisches. Dat is doch für normale Menschen jar nich denkbar. Dann die Musik, überhaupt die Musik, dann mit dem komischen Verstärker da drin... - Besorgter Bürger
Dat is nämlich een Schweinerei wie's nur eene gibt. 'Ne größere gibbet jar nich hier. Die Urwaldmusik, die stört mich jar net, aber dat wat die drumherum machen... Die Musik, dat ging noch, aber dat wat drumherum is, dat is 'ne Schweinerei. - Besorgte Bürgerin

The Sunbeams, The Dakotas, Frederic & the Rangers, The Rag Dolls oder German Blue Flames. Wer diese Namen kennt, kommt höchstwahrscheinlich aus dem Pott und befindet sich bereits im Rentenalter. Der ganz eigene 'Charme' der Industriestädte, die Sinnsuche, die Spaßsuche und der Aufbruch - das ist wohl die Mixtur, die Städten wie Liverpool nicht unähnlich war. Deswegen fiel der Beat-Boom im Pott auf ganz besonders fruchtbaren Boden, und bescherte dem örtlichen Musikalienhandel goldene Zeiten durch großen Bedarf an E-Gitarren und Schlagzeugen.

Ausgerechnet Recklinghausen galt als kultureller Schmelztiegel in Sachen Beat, das muss in der Tat lange her sein. Der Boom zog im Pott seine Kreise, brachte massig Coverbands hervor, aber auch einige recht originelle Eigengewächse. Die Dokumentation zeigt zum Teil sehr seltene Aufnahmen, beispielsweise von den Rag Dolls, die mit den Liver Birds aus Liverpool so ziemlich als einzige das rein männliche Schema der Beat-Bands durchbrachen.

Rudolf Peters (Rangers), 1964

Der Wahnsinn einer neuen Jugendkultur wird sehr schön nachgezeichnet, mit dem Highlight des Beatles-Auftritts in Essen 1966. Leider spart die Doku den Niedergang der Beat-Bands weitesgehend aus. Trotzdem soll das Werk an dieser Stelle sehr empfohlen sein. Der Einblick in diesen nur wenige Jahre existenten Kosmos der lokalen Beat-Szene ist sehens- und hörenswert.

Wer Gelegenheit hat, sollte unbedingt die Sonderausstellung Rock und Pop im Pott im Ruhr Museum in Essen besuchen (selbst schon besichtigt und für sehr gut befunden). Die Ausstellung beschäftigt sich unter anderem mit dieser aufregenden Zeit, aber auch allem, was danach noch den Pott erbeben ließ. Sie ist bis zum 28.02.2017 geöffnet.


Beat im Pott (ARD Mediathek, verfügbar bis 02.01.2018)

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